Vorteile und Nachteile lockerer Beziehungen
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How-to mingle: Vorteile & Nachteile lockerer Beziehungen

Wir werden gerne als Generation beziehungsunfähig beschrieben. Interessant hierbei ist, dass die sogenannte Beziehungsunfähigkeit immer in den Kontext mit einer festen Partnerschaft gesetzt wird. Was viele hier jedoch vergessen ist, dass Beziehungen in sehr vielen Formen daher kommen kann. Ein paar Beispiele hierbei sind freundschaftliche, kollegiale und natürlich auch lockere Beziehungen mit einem sexuellen Schwerpunkt. Eine Beziehung kann alles sein, was eine zwischenmenschliche Verbindung zu einer anderen Person darstellt. In diesem Beitrag möchte ich gerne über die Vorteile und Nachteile lockerer Beziehungen sprechen.

Die Meisten von uns haben in ihrem Leben bestimmt eine lockere Beziehung geführt und waren damit mehr oder weniger zufrieden. Zunächst einmal scheinen lockere Beziehungen heutzutage ein gängiges Modell geworden zu sein. Vor allen Dingen in Großstädten und bei den jüngeren Erwachsenen, welche ich im Alter 20 – 35 ansetzen würde.

Höhere Ansprüche

Woran liegt es, dass junge Erwachsene sich öfter und lieber auf eine offeneres Modell einlassen? Statt auf die Vertrautheit und Innigkeit einer “echten festen Beziehung”? Früher bestand das Ziel darin, früh zu heiraten, Kinder zu bekommen, Frau führt den Haushalt, Mann geht arbeiten. Heutzutage ist es so, dass Karriere, Selbstverwirklichung und Selbstfindung, Welterkundung, Leistungskapazitätssteigerung und Lebensqualität, Grenzüberschreitung, ein größeres Thema ist als früher. Wenn wir viel Energie in unsere Ziele stecken, ist es selbstverständlich, dass der Anspruch an einen potenziellen festen Partner steigt. Es scheint in diesen Zeiten viel wichtiger zu sein, dass der Partner die gleichen oder zumindest ähnliche Ziele verfolgt. Dadurch fallen natürlich viele Anwärter, für den festen Platz an unserer Seite, durch das Raster.

Party- und Datingkultur

Die heutige Party- und Datingkultur wird hierbei ebenfalls eine große Rolle spielen. Es ist so einfach geworden interessante, attraktive Menschen kennen zu lernen. Viel Auswahl ist natürlich schön, bringt aber auch immer ein paar Tücken mit sich. Wenn die Auswahl groß ist, fällt die Entscheidung schwer. Warum sollten wir uns auf den lustigen und charmanten Alex, den wir im Club kennengelernt haben, festlegen? Wenn da noch der überaus tolle Tom von Tinder auch so interessant ist?

Wiederum ist es auch ganz einfach ein zeitlicher Faktor. Wir sind so mit dem Projekt “Ich” beschäftigt, dass wir oftmals nicht bereit dazu sind, Zeit in das Investieren von Gefühlen, zu stecken. Mit Sicherheit sind wir einen Tick egoistischer geworden. Das ist keine wertende Feststellung. Wir haben uns verändert bzw. an veränderte Umstände angepasst.

Lockere Beziehungen bringen also gleich mehrere Vorteile mit sich. Wir können lockere Beziehungen nutzen, um sexuelle Bedürfnisse, Intimität, den Drang nach sozialen Kontakten und das eigene Selbstvertrauen befriedigen. Und das ohne viel Zeit, Energie und Emotionen zu investieren. Aber auch lockere Beziehungen brauchen ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz und müssen gehegt und gepflegt werden. Und genau bei den Aspekten Zeit, Tiefe der Intimität und Vertrautheit unterscheiden sich die verschiedenen Arten der lockeren Beziehung.

Man kann lockere Beziehungen grob in drei Arten unterteilen:

  • One-Night-Stands
  • Gelegenheitssex
  • Freundschaft Plus

One-Night-Stands ergeben sich oftmals spontan aus einer Situation heraus. Man lernt sich kennen, findet sich sympathisch oder zumindest sexuell anziehend und landet miteinander im Bett. Natürlich kann es auch sein, dass man sich schon vorher z.B. auf einer Datingplattform explizit für Sex verabredet hat. Meistens ist die Motivation auf beiden Seiten die Gleiche, nämlich ein einmaliges Treffen rein sexueller Natur. Bei einem One-Night-Stand liegt der Schwerpunkt lediglich in der körperlichen Befriedigung. Das Interesse an der anderen Person ist eher gering. Ich würde so weit gehen, zu sagen, dass man sich für einen One-Night-Stand nicht einmal besonders sympathisch sein muss. Letztendlich ist es ein rein körperlicher Kontakt.

Was sind die Vorteile an One-Night-Stands?

Ich würde sagen, dass es der Reiz nach schnellem, unverbindlichen und unkomplizierten Sex ist. Vor allem nach einer festen Beziehung oder in einer Lebensphase in der man nicht bereit für eine feste Beziehung ist. Für einen One-Night-Stand muss sich niemand besonders ins Zeug legen. Nicht immer möchten Männer mehrere Wochen, inklusive Rosensträußen, langen charmanten, witzigen Gesprächen, bezahlten Restaurantbesuchen und Drinks, investieren. Und das nur um zum Schuss zu kommen.

Auch Frauen sind heutzutage durchaus offener für einmalige Bettgeschichten. Ich denke, dass es auch für Frauen entspannend sein kann, sich mal der Spontanität einer unkomplizierten Sex-Nacht hin zu geben. Frauen haben weitaus häufiger als Männer ein schwächeres Selbstbewusstsein. Eine Nacht mit einem mehr oder weniger unbekannten Mann. Ein Mann, der nicht die große Liebe ist, dem man nichts beweisen muss. Jemand für den man nicht die schönste, schlankste Frau der Welt sein muss. All dass kann natürlich für die Damen einen besonderen Reiz haben.

Ist der Sex bei einem One-Night-Stand gut?

Nun ja, grundsätzlich gehe ich davon aus, dass der Sex gut im Sinne von “hemmungslos” sein kann. Immerhin muss man seinem Gegenüber nichts beweisen oder sich zurück nehmen. Im besten Falle trifft man sich ja sowieso nicht wieder. Das heißt, dass man wild, frei und ungehemmt auch mal etwas ausprobieren kann. Dinge, die man mit jemanden, den man wirklich mag, aufgrund von Schamgefühlen, nicht offen ansprechen würde. Andererseits fehlt bei einem One-Night-Stand das Wissen darüber, was der andere mag. Jeder hat seine eigenen Vorlieben oder Abneigungen, die man erst mit der Zeit kennenlernt. Bei einem One-Night-Stand fehlt es definitiv an einer “Eingespieltheit” bzw. Vertrautheit.

Wie schaut es mit den Gefühlen bei einem One-Night-Stand aus?

Dass sich nach einer spontan durchvögelten Nacht Gefühle ergeben, halte ich für unwahrscheinlich aber nicht für unmöglich. Ich möchte nicht in Schubladen denken, außerdem kenne ich persönlich Paare, die aus einer solchen Geschichte hervorgegangen sind. Aber dann war es eben letztendlich kein One-Night-Stand, sondern ein Teil des Kennenlernens vor der Beziehung. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein One-Night-Stand viel zu oberflächlich ist, um daraufhin wirklich intensive Gefühle aufkommen zu lassen. Um sich zu verlieben, benötigt es neben dem Sex noch eine gute und tiefe Kommunikationsebene. Diese erreicht man bei einem One-Night-Stand in der Regel nicht.

Gelegenheitssex basiert auch, wie der One-Night-Stand, eher auf einem rein körperlichen sexuellen Kontakt. Lediglich haben beide Seiten hier beschlossen, sich öfter über einen gewissen Zeitraum zu treffen.

Was ist der Grund für Gelegenheitssex?

Ich denke auch hier geht es lediglich darum, sich sexuell auszuleben, ohne viel Energie, Zeit oder Gefühl zu investieren. Der Unterschied zum One-Night ist aber, dass man beim Gelegenheitssex Wert darauf legt, sich zumindest auch sympathisch zu sein. Denn man verbringt doch öfter Zeit miteinander.

Wie läuft Gelegenheitssex ab?

Man verabredet sich miteinander, trifft sich, geht miteinander ins Bett und dann trennen sich die Wege wieder…bis zum nächsten Mal. Meistens wird es hier auch nicht bis zur Übernachtung oder sogar Kaffee am nächsten Morgen reichen. Zwischen den Treffen gibt es keine intensivere Kommunikation und während der Treffen liegt der Schwerpunkt auf dem Sex und nicht auf tiefsinnigen Dialogen. In den meisten Fällen, hat man wahrscheinlich sogar im Vorfeld die Fronten geklärt. Geklärt, dass man sich auf einer rein sexuellen Ebene trifft und daraus keine Beziehung entstehen wird.

Der Vorteil an Gelegenheitssex?

Der Vorteil von Gelegenheitssex liegt klar auf der Hand. Im Grunde ist die Aussicht auf regelmäßigen Sex garantiert. Mit dem entsprechenden Gegenüber kann man diesen ohne viel Aufwand bekommen. Das ist einfacher als immer wieder neu auf die Tinder-Pirsch zu gehen, um sich einen One-Night-Stand zu angeln.

Außerdem hat man hier, im Gegensatz zum One-Night-Stand, die Chance auf einen Lerneffekt. Das heißt, der Sex kann durchaus gut sein, da man die Vorlieben des anderen kennenlernt und gemeinsam auslebt.

Wie schaut es mit Gefühlen bei Gelegenheitssex aus?

Ich denke, die “Gefahr”, dass sich Gefühle beim Gelegenheitssex entwickeln, deutlich höher sind, als beim One-Night-Stand. Natürlich verbringt man mehr Zeit miteinander und lernt sich automatisch, gewollt oder ungewollt, kennen. Unabhängig davon, ob man vorher “keine Gefühle” verabredet hat. Und Gefühle sind, wie wir alle wissen, nicht steuerbar. Oftmals wird der längere Verlauf einer Gelegeneheitssex-Beziehung genau daran scheitern, dass einer von beiden Gefühle entwickelt, welche nicht erwidert werden.

Was hat es mit dieser Freundschaft Plus auf sich?

Der Begriff “Freundschaft Plus” hat sich erst in den letzten Jahren immer mehr etabliert. Im Grunde bezeichnet die Freundschaft Plus, dass einer platonischen Freundschaft, durch die Komponente Sex ein “Plus” hinzugefügt wird. Man könnte es auch als Freundschaft mit gewissen Vorzügen bezeichnen. Eine Freundschaft Plus kann aber auch aus dem Gelegenheitssex entstehen. Wenn man innerhalb dieser zunächst oberflächlichen Beziehung merkt, dass man sich sehr gut miteinander versteht und harmoniert. In dem Fall fügt man dem “Plus” die Komponente Freundschaft hinzu.

Was macht eine Freundschaft Plus aus?

In einer Freundschaft Plus hat man zwar Sex aber der Schwerpunkt liegt nicht allein auf dem sexuellen Aspekt. Man unternimmt gegebenfalls auch außerhalb des Schlafzimmer etwas miteinander. Mindestens aber haben die Treffen Zuhause auch eine deutlich sozialere und kommunikativere Ebene. Es muss bei einem Treffen auch nicht zwingend zum Sex kommen. Man schaut z.B. gemeinsam Filme, kocht miteinander, spricht über Dinge, die einen bewegen und interessieren. Wahrscheinlich hat man auch viele Gemeinsamkeiten, so wie es sich für eine gute Freundschaft eben gehört. Und entweder hat man bereits eine gemeinsame Vertrauensebene oder baut sich diese über die Zeit hinweg auf. Freundschaften Plus können über Monate oder Jahre hinweg andauern. Phasenweise kann es mehr oder weniger häufig zum Sex kommen. Die freundschaftliche Bindung wird in diesem Zeitraum aber immer bestehen bleiben.

Was ist der Vorteil an einer Freundschaft Plus?

Eine Freundschaft Plus ist deutlich intimer und vertrauter als ein One-Night-Stand oder einfacher Gelegenheitssex. Hier kann eine ähnliche oder gleich hohe innige Intimität beim Sex entstehen, wie in einer festen Beziehung. Das liegt daran, dass man sein Gegenüber wertschätzt, mag und natürlich auch kennt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für tollen Qualitäts-Sex. Es ist gesellschaftlich für Frauen immernoch nicht besonders gut angesehen, unverbindlichen Sex zu haben. Aufgrund dessen fühlen sich Frauen nach One-Night-Stands oder Gelegenheitssex oft nicht wohl oder ausgenutzt. Der Vorteil einer Freundschaft Plus liegt vor allen Dingen für Frauen darin, dass sie sich durch die Nähe und Vertrautheit sowie Wertschätzung des Freundes, nicht benutzt oder “leicht zu haben” vorkommen.

Eine Freundschaft Plus ist allerdings auch sehr gefährlich! Die Nachteile.

Sex verbindet Menschen miteinander und ist darüber hinaus eine sehr intime Angelegenheit. Unabhängig davon, ob man beschlossen hat keine Gefühle zu entwickeln. Aber es ist deutlich einfacher Gefühle aus zu blenden, wenn sich der Kontakt nur auf eine rein sexuelle Basis beschränkt. Wenn jetzt natürlich noch die Komponenten Vertrauen, Freundschaft, gemeinsames Kuscheln, miteinander Einschlafen hinzu kommen, wird es natürlich schwierig gewisse Gedanken auszublenden. Gedanken über eine mögliche Zukunft und über das “Was wäre wenn?”.

Gefühle und Eifersucht

Dadurch, dass der gesamte Kontakt einer “echten Beziehung” sehr ähnlich ist, ist der Gedanke daran auch nicht weit entfernt. Und warum sollte man sich auch nicht verlieben, wenn man sowohl freundschaftlich als auch sexuell harmoniert. Besteht eine perfekte Beziehung nicht genau aus dieser Kombination Freundschaft und Sex? Fast. Die perfekte Beziehung braucht noch den Faktor Liebe. Dann gilt wie immer, wenn diese einseitig ist, kann man sich in einer Freundschaft Plus sehr schnell sehr unglücklich machen.

Das Thema Eifersucht ist in einer Freundschaft Plus ebenfalls ein großer Knackpunkt. Bei One-Night-Stands oder beim Gelegenheitssex bekommt man wahrscheinlich nicht mit, dass es bei dem Gegenüber noch andere Sexpartner gibt. Bei einer Freundschaft Plus wird es schwieriger, an diesem Thema vorbei zu kommen. Das Risiko ist hoch, dass die Eifersucht in der Beziehung über kurz oder lang einen Knacks verursacht.

Letztendlich muss jeder selbst entscheiden, ob Sex ohne Gefühle etwas für ihn ist. Und ob eines der der oben genannten Modelle in Frage kommt. Ich denke, dass eine sexuelle Beziehung etwas sehr Schönes sein kann. Vor allem wenn man gerade nicht offen für eine feste Partnerschaft ist, eine feste Beziehung hinter sich hat . Sex in einer festen Beziehung ist wunderschön. Aber nur weil man gerade nicht DEN EINEN an seiner Seite hat, muss das kein Grund sein, auf die schönste Nebensache der Welt zu verzichten.

Also…Make some love <3

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