Fische
Er wird's nicht Generation Y

83 Millionen Fische im Meer: warum der richtige nicht ins Netz geht

Ich bin nun seit vielen Jahren Single. Klar hatte ich gewisse Arten von Beziehungen. Diese sind aber so kläglich schon in der Start-Phase gescheitert, dass ich mich weigere es Beziehung zu nennen. Um mir die Quote qualitativ hochwertiger Beziehungen nicht zu zerschießen, bleibe ich bei der Aussage, dass ich nun seit 5 Jahren Single bin.

Wenn ich also Menschen davon erzähle, gibt es zumeist folgende Reaktionen: Verblüfftes Augen-aufreißen, verwundertes Augenbrauen-hochziehen und ein überrascht gehauchtes „Oh“. Von den Männern folgt meist noch die absolut innovative Frage: „Wie kann eine so schöne Frau wie du so lange Single sein?“. Ja, wie kann eine so schöne Frau wie ich Single sein? Vielleicht liegt es daran, dass ich eine Irre bin? Wer weiß. Von den meisten Frauen folgt dann die meist genauso ausgelutschte Aussage: „Mach dir nichts draus. Es gibt genug Fische im Meer. Für jeden Topf gibt es einen Deckel.“.

Nein, tatsächlich mache ich mir nichts daraus. Aber seid ihr euch sicher, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt? Mein Küchen-Inventar würde da etwas anderes behaupten. Und gibt es tatsächlich genug Fische im Meer? Muss ich wirklich nur einen armen Köder aufspießen, meine Angel schwungvoll auswerfen und der Traumprinz beißt an? Bei meinem Glück ziehe ich maximal einen Haufen Plastikmüll an Land, unter dem sich nicht mal eine Pfandflasche findet.

Wie viele Fische gibt es nun im Meer?

Rein interessenhalber möchte ich gerne eine kleine Rechnung über die tatsächlich verfügbaren „Fische im Meer“ für mich aufstellen.

In Deutschland leben aktuell 83,1 Millionen Menschen. Davon sind ungefähr die Hälfte Männer, genauer gesagt 41 Millionen. So weit so gut, 41 Millionen Männer für mich. Da sollte doch etwas zu finden sein. Nun ja, ich pilgere nicht regelmäßig durch Deutschland auf der Suche nach der großen Liebe.

Bei der Umkreissuche in Datingapps beschränke ich mich zumeist auch auf Köln. Um den Kreis nicht unnötig zu verkleinern, lasse ich die Selektion nach rechts- oder linksrheinisch außen vor. Das bedeutet für meine Fische im Meer, dass von den 41 Mill. nur noch 1,1 Mill. Menschen bleiben, die für mich interessant wären.

Und auch wenn Köln die Homosexuellen-Hauptstadt schlechthin ist, bin ich noch heterosexuell unterwegs. Somit bleiben mir 534.256 Männer in meinem Radius, bereitwillig gefischt und filetiert zu werden.

= 534.265 Fische

Bestenfalls sollten diese Männer aber auch verfügbar sein. Ich möchte schliesslich keiner Dame das Fischstäbchen vom Teller klauen. Nehmen wir mal ledige, geschiedene und verwitwete Männer in meine Kalkulation auf (Ja, verwitwete Männer sollen auch ihr Recht an mir bekommen), bleiben mir doch nur noch 336.624. So weit, so gut.

Tatsächlich habe ich aber (noch!) den Anspruch, dass mein Zukünftiger weitestgehend schon oder noch über alle seine eigenen Zähne verfügen sollte. Somit würde ich gerne Männer unter 25 und Männer über 45 aus meiner Berechnung ausschließen. Ich bin weder bereit Erziehungsperson, noch Pfelegekraft für meinen Partner zu sein. 60,93 % der 336.624 verbliebenen Single-Männer fliegen also raus. Bleiben mir 131.519. Das war bis hierhin die größte Dezimierung meiner möglichen Göttergatten. Aber es geht noch weiter.

= 131.519 Fische

Ich sagte bereits, dass ich heterosexuell bin, das sollte mein Gegenüber im besten Fall auch sein. Einen schwulen Mann zu bekehren, könnte natürlich eine reizvolle Aufgabe sein. Meine Erfolgschancen dürften aber eher mäßig ausfallen. Abgesehen von den vergebenen Schwulen, die ich bereits abgezogen hatte, bleiben noch ca. 2% Homosexuelle auf dem freien Fischmarkt. 131.519 – 2% = (Taschenrechner-Zücken) 128.888.

Grundsätzlich wäre es natürlich auch wichtig, dass diese 128.888 für mich greifbar sind. Dafür sollten sie die Möglichkeit haben sich in der freien Wildbahn zu bewegen. Aktuell befinden sich aber einige potenzielle Single-Männer hinter Gittern. Bleiben mir 128.788.

= 128.788 Fische

Bleiben mir also nach Abzug der, ich nenne sie mal Hard Skills, 128.788 Männer im Aquarium, nach denen ich einfach nur greifen müsste? Wohl kaum. Kommen wir zu einigen Soft Skills. Ein wenig Anspruch habe ich mir doch behalten, außer nach Senioren, Babys und krimineller Vergangenheit zu selektieren.

Es wäre mir wichtig, dass mein zukünftiger Fisch einen Job hat. Mir ist es nicht wichtig, ob er Geschäftsführer oder Kassierer ist, solange er einer Tätigkeit nachgeht, welche ihm mehr oder weniger Freude bereitet. Abzüglich der arbeitslosen Fischchen, schwimmen noch 122.091 in meinem Gartenteich.

= 122.091 Fische

Ich schaue sehr viel Medical Detectives und weiß wie Partnerschaften mit einem Psychopathen enden, womit ich gerne diese Personengruppe für mich ausschließen würde. Abzüglich der Männer mit hohen psychopathischen Merkmalen komme ich nun auf 119.038 Lachse, die in meinem Fluß schwimmen könnten.

Gerne würde ich mich mit meinem Gegenüber auf einer mehr oder minder gleich hohen Ebene verständigen können. Da ich in meinem persönlichen Fall von einem recht durchschnittlichen IQ ausgehe, würde ich dies auch von meinem Partner erwarten. Und schließe nachfolgend Männer, mit einem IQ unter 85 und über 115, für mich aus. Da waren es nur noch 83.326 wunderbare Goldfische in meinem Glas.

= 83.326 Fische

In meinem Steckbrief äußere ich mich wie folgt zum Thema Religion: „Religion ist wie ein Penis. Es ist in Ordnung einen zu haben und Stolz darauf zu sein. Aber bitte hol ihn nicht in der Öffentlichkeit heraus und wedel damit in meinem Gesicht herum.“. Das meine ich tatsächlich auch so. Da ich auch glaube, dass Religions-Hardliner mit meinem Lebensstil nicht klarkämen, möchte ich beiden Seiten diese Fusion ersparen.

Ich gehöre selbst der katholischen Kirche an ohne gläubig zu sein, insofern dezimiere ich meine Goldfische lediglich um die ganz harten Gläubigen und nicht um alle Menschen mit einer Religionszugehörigkeit. Aber erstaunlicherweise gibt es sehr viele Männer, die zumindest behaupten, einen großen Wert auf Religion und eine feste Glaubensüberzeugung zu legen. Somit bleiben mir noch 38.338 süße Karpfen zum vernaschen.

Ich hatte vorhin schon die arbeitslosen Fischchen berücksichtigt. Ich bin mir aber sicher, dass ich mit dem Lebensstil eines Studenten nicht klarkäme und anders herum auch nicht. Auch in meiner bevorzugten Altersspanne der 25- bis 45-jährigen gibt es noch einige Vollzeit-Studenten. Abzüglich dieser schrumpft mein studentenfreies Fangfischbecken auf 34.695.

= 34.695 Fische

Auch wenn ich zur Fraktion „curvy“ gehöre, befindet sich mein Gewicht noch in einem gesunden Normalbereich. Auch habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn mein Partner keinen Adoniskörper vorweisen kann, auch ein Bierbäuchlein bzw. leichtes Übergewicht wären kein Ausschlusskriterium. Allerdings würde ich die ungesund und stark übergewichtigen Kugelfischchen aus nachvollziehbaren Gründen aus meiner Auswahl streichen wollen. Bleiben in meiner Aquakultur nur noch 27.756 angelfähige Aale.

Und eben weil ich der Curvy-Kultur angehöre, würde ich es meinem möglichen Partner nicht antun wollen, neben mir völlig unter zu gehen. Insofern streiche ich auch die stark untergewichtigen fettfreien Flundern von meinem Radar: Da waren es nur noch 27.478.

Sehr vielen Frauen ist die Größe wichtig. Körpergröße! Nicht die andere… Mir persönlich wäre es wichtig, dass mein Partner zumindest nicht kleiner ist als ich. Da ich auch gerne hohe Schuhe trage, hätten Männer unter einer Größe von 1,75 m eher schlechte Chancen auf meinem Teller zu landen. 18.135 wunderbare Hechte erreichen die stattliche Körpergröße von mindestens 1,75 m.

= 18.135 Fische

Auch wenn ich selbst niemals „Nein“ zu ein, zwei, drei… Gläschen Wein sagen würde, wäre ein Alkoholiker für mich dann doch der Endgegner. Ziehen wir die Alkoholiker (Gute Besserung an dieser Stelle) von meinen Fischchen ab, bleiben mir noch 17.409.

Mir persönlich wäre es auch wichtig einen rauchfreies Haustier zu beherbergen. So sollte mein Zukünftiger bestenfalls nicht nikotinabhängig sein. Da immer noch sehr viele Männer leider regelmäßig zum ungesunden Glimmstängel greifen, reduziert sich mein Haifischkäfig auf 10.186 Flossen.

Mich selbst als sportlich zu bezeichnen, wäre nicht nur übertrieben, sondern auch komplett gelogen. Natürlich habe ich nichts gegen einen Mann, der sich in einem gesundem Maße auch sportlich betätigt. Allerdings haben Sport-Hardliner oftmals die seltsame Angewohnheit, ihren Lebensstil allen anderen aufdrücken zu wollen…Womit ich definitiv ein Problem hätte. Aufgrund dessen reduziert sich meine, nicht mehr ganz so üppige, Fischkultur auf 6.111.

= 6.111 Fische

Nun gehen wir die gesamte Zeit davon aus, dass alle Single-Männer tatsächlich ihr weibliches Gegenstück suchen. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Viele Single-Fische möchten gerne auch weiterhin den Bach alleine durchqueren. Die Gründe sind unterschiedlich. Viele hoffen auf eine offene Beziehung, einige suchen unverbindlichen Sex und weitere einen lockeren Flirt oder eine Affäre. Konzentrieren wir uns auf diejenigen, die auch wirklich interessiert an einer festen Wasserbegleitung sind, kommen wir nur noch auf lediglich 1.209.

Wisst ihr womit ich überhaupt nicht klar käme? Mit einem Influencer-Fisch! Ich bin auch aktiv auf Instagram & Co. Allerdings würde ich mir keinen Partner wünschen, der seinen Wert nach Klicks und Likes bemisst. Wenn ich also die Detox-Tea-werbenden Backfische aus meinem Brötchen werfe, sind es plötzlich nur noch 988.

Endergebnis = 988 Fische

Ich könnte natürlich ewig so weiter machen. Selbstverständlich könnte ich den Spieß noch umdrehen und vorrechnen, wie vielen Kriterien der übrigen 988 Männer, ich wiederum nicht entspreche und somit aus deren Raster falle.

Abgesehen von den vielen Eigenschaften, welche statistisch nicht messbar sind und somit in meiner meisterhaften Kalkulation überhaupt nicht vorkommen. Darunter ist es mir sehr wichtig, dass ein Mann Charme besitzt, extrovertiert ist, seine Abende nicht nur auf der Couch verbringt, Humor hat und auch gewisse optische Reize mit sich bringt. Darüber hinaus meine Familie mag und von meiner Familie gemocht wird, lieb ist und mich gut behandelt. Diese Eigenschaften sind subjektiv und können nicht objektiv bewertet werden.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Dann gibt es noch den Faktor „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ zu sein. Wenn ich also von Montag bis Freitag den gleichen Weg zur Arbeit hin und zurück fahre, weitere 9 Std mit den gleichen Leuten im Büro verbringe, Sonntags mal den ganzen Tag Zuhause bleibe und viele Männer der übrigen 988 nicht auf Tinder angemeldet sind (Tinder, die Datingapp, die ich sowieso nur aus der Langeweile heraus max. 2x jährlich für 1 Stunde ins Leben rufe), wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit diesen einen bestimmten Fisch an Land zu ziehen? Weiterhin könnte der, nach meinen Faktoren, perfekte Mann vor mir stehen und es funkt dennoch nicht.

Das soll alles nicht entmutigend sein, aber ich wollte (auf humorvolle und überspitzte) Art und Weise erklären, warum es für mich nicht so einfach ist, den Mann für mich zu finden. Es ist richtig, dass das Meer voller Fische ist. Doch die meisten passen nicht zu mir und ich nicht zu ihnen.

Wahrscheinlich werde ich doch zu einem späteren Zeitpunkt Kompromisse eingehen. Und das mag vielleicht sogar das Schöne an der Geschichte sein. Dass ich eines Tages feststelle, dass jemand, von dem ich es nicht erwartet hätte, mein Herz erobert. Aber bis es so weit ist, lasse ich die übrigen Fische wieder vom Haken, spiele ein wenig mit ihnen, werfe sie zurück ins Meer und winke ihnen wehmütig hinterher.

Quelle: https://de.statista.com/

Tierisch weiter geht es hier: Ich bin das Single-Zebra

Warum wir dennoch nicht darauf warten sollten, dass der richtige Fisch von selbst anbeißt und wir unsere Fallen großflächig aufstellen sollten, erfährst du HIER.