Warum ich gegen freethenipple bin
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Warum ich gegen #freethenipple bin

Ich weiß, dass einige Feministinnen beim Lesen meines Titels laut aufschreien und mich mit Mistgabeln durchs Dorf jagen möchten. Verstehe ich. Glaubt mir, ich bin auf eurer Seite. Ich bin für Gleichberechtigung an der Frauen-Männer-Front und für mehr Akzeptanz der weiblichen Sexualität. Bin ich also Befürworter des Instagram Algorithmus, der weibliche Nippel mit der Begründung der Obszönität aus dem Feed wirft? Nein, bin ich nicht! Bin ich also spießig und konservativ, was die weiblichen Nippel angeht? Nein, ganz im Gegenteil. Warum ich also gegen #freethenipple bin? Das erkläre ich euch gerne.

Start der Kampagne #freethenipple

2012 war der Start der Kampagne #freethenipple, ins Leben gerufen von Lina Esco aus New York. Der Hashtag #freethenipple ging viral und 2014 beteiligten sich schon einige prominente Damen wie Miley Cyrus, Chrissy Teigen, Rihanna an der Kampagne und unterstützen Lina Esco, indem sie Bilder unter dem Hashtag #freethenipple auf sozialen Medien posteten.

Mittlerweile sind wir im Jahr 2020 und wie wir alle wissen, verpassen Instagram, Facebook und wie sie sich alle schimpfen, den weiblichen Nippeln immernoch eine fettes „NEIN“ und streichen sie aus den sozialen Medien. Die Begründung: obszön. Wohingegen männliche Nippel als nicht obszön gelten und sich weiter auf Instagram und Co. verbreiten, ob wir sie sehen wollen oder nicht. Darüber hinaus dürfen Frauen in der Regel sich auch nicht in der echten Welt „oben-ohne“ zeigen, Männer hingegen schon.

Nippel sind nicht obszön

Ich empfinde weibliche Nippel nicht als obszön und empfinde es ebenfalls als fragwürdig, ob dieser Begriff den Mädels und Frauen auf der Welt nicht einfach nur suggeriert: Schämt euch! Schämt euch für eure Brüste und schämt euch für eure Nippel. Denn das Wort obszön wird wie folgt definiert: in das Schamgefühl verletzender Weise auf den Sexual-, Fäkalbereich bezogen; unanständig, schlüpfrig.

Wir sind wohl alle einer Meinung, wenn ich sage, dass Frauennippel nicht unanständig oder schlüpfrig sind. Insofern fährt Instgram aber auch eine starke Doppelmoral, denn es werden lediglich nur Bilder gelöscht, welche explizit Nippel darstellen. Sobald eine weibliche Brust, eingeölt, der Nippel gerade so von einem winzigen Stück Stoff bedeckt wird, ist dies nicht obszön und darf mit der Welt geteilt werden. Korrekt ist das selbstverständlich nicht.

Der kleine Unterschied zwischen obszön und erotisch

Jetzt kommen wir zu meiner Meinung und dem kleinen aber feinen Unterschied, den ich persönlich zwischen obszön und auf der anderen Seite erotisch bzw. sinnlich oder sexuell mache. Für mich sind und bleiben weibliche Brüste und ihre dazugehörigen Nippel erotisch und sexuell. Aber sie sind eben nicht unanständig, genau so wenig wie Sex eine unanständige Sache ist. Ob meine Haltung, weibliche Brüste und Nippel als erotisch anzusehen, gesellschaftlich anerzogen ist oder im menschlichen Naturell liegt, kann ich nicht fachkundig beantworten und ist an dieser Stelle ein anderes Thema.

Auch kann ich selbstverständlich nicht für alle anderen Menschen sprechen, gehe aber davon aus, dass ich mit dieser Einstellung nicht komplett alleine dastehe. So ist es aber nun einmal, dass mich Männernippel völlig kalt lassen, Frauenbrüste und Nippel nicht, und es sei an dieser Stelle betont, dass ich eine heterosexuelle Frau bin. Ich stehe dazu, ich finde Frauenbrüste einfach sexy und bin sehr glücklich darüber, gleich zwei dieser wundervollen Körperteile zu besitzen.

Wollen wir das? Frauennippel = alltäglich?

Der Sinn hinter der #freethenipple Kampagne ist es, dass Frauennippel als normal angesehen und nicht tabuisiert werden. Meine klare Meinung dazu ist: das möchte ich nicht. Ich möchte nicht, dass meine Brüste, in dem Falle verbildlicht durch die Brüste aller Frauen, welche diese gerne viral und öffentlich z.B. indem sie „topless“ am Strand herumliegen, mit der Welt teilen möchten, als normal angesehen werden.

So normal wie mein kleiner rechter Zeh, mein Ellebogen oder meine Kniescheibe. Für mich sind meine Brüste und in dem Fall auch meine Vagina Körperteile, die ich intim mit meinem (Sexual-)Partner teilen möchte und nicht mit dem unbekannten Hans-Peter, 55 Jahre alt aus Buxtehude, der sich hinter seinem Smartphone versteckt.

Die Idee, dass meine Brüste, Nippel und irgendwann vielleicht auch meine Vagina ein normales Bild in der Gesellschaft werden sollen, finde ich schade. Finde ich den kleinen Zauber, den meine Geschlechtsteile bei einem Gegenüber verursachen, einfach viel zu schön, besonders und viel wertvoller als dafür zu kämpfen, dass meine Brüste ein alltägliches und gewöhnliches Bild in den Köpfen aller Menschen werden.

Das Thema lieber zu unserer Stärke machen

Ich weiß nicht, ob mich diese Einstellung weniger feministisch macht, wenn ich möchte, dass wir uns als Frauen, diese kleine weibliche Faszination und Reiz bewahren, statt damit hausieren zu gehen, aber das ist mein Standpunkt zum Thema #freethenipple.

Wenn mich also jemand fragen würde, ob soziale Medien auch weibliche Nippel-Bilder zulassen sollten bzw. Frauen auch „oben-ohne“ herumlaufen können, würde ich dafür stimmen. Denn letztendlich wäre es nur fair und ein weiterer Schritt zur Gleichberechtigung. Allerdings würde ich ein Sternchen hinzufügen und an die Damen appellieren, unseren Brüsten auch weiterhin nicht den sexuellen Reiz zu nehmen, nur um sich, der Öffentlichkeit und Social Media zu zeigen, dass wir uns Gleichberechtigung erkämpfen konnten.

Vielleicht können wir den Gedanken einfach mal umdrehen und es als Stärke betrachten, dass wir ein so tolles und reizvolles Körperteil wie unsere Brüste und Nippel besitzen, im Gegensatz zu den Männern. Ich denke, dass Feminismus auch bedeuten kann, die eigenen weiblichen Stärken zu supporten und nicht nur das zu erkämpfen, was Männer schon erreicht haben. Denkt mal darüber nach.

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Titelbild: Foto von Dainis Graveris von Pexels